Alle zwei Jahre bilden wir uns fort. Snowboardtechnisch zumindest. Vor zwei Jahren gab es den Flow, dieses Jahr Freestyle. Mit höherem Alter bekommt der Begriff Freestyle so langsam eine andere Bedeutung. Und von der wilden unbändigen Bewegungslust und dem Interesse an neuen Tricks bleibt immer weniger übrig und die Angst vor bleibenden Schäden wird deutlich grösser. Das ging im Übrigen nicht nur mir so.
Samstag, 14. März 2015
Der Samstag begrüßte uns mit relativ kühlem aber sonnigem Wetter. Wir wärmten uns erstmal auf dem Grafenmatt auf bevor unser Ausbilder Ralf den Kurs begrüßte. Ohne lange Floskeln ging es zur Tat. Der sonnenbeschienene Seebuck war unser Ziel. Zuerst, noch zögerlich und respektvoll gegenüber der eisigen Piste, slideten wir ins Tal. Über Tail und Nose, Frontside und Backside, in allen Kombinationen. Wir gingen in den Wheelie und kombinierten das mit Drehungen, zum FS to FS (Fontside)und BS to BS (Backside)mit Rolls und Airs. Zu guter Letzt wusste ich fast nicht mehr, in welche Richtung ich mich drehte, wo ich absprang und wo ich landete. Es war aber immer sanft.
Nach der Mittagspause belegten wir einen der kleinen, inzwischen sulzigen Kicker. Eigentlich war ich da in meinem Element. Zwar Old School, aber ich kam noch ganz gut drüber. Mit steigender Anzahl an Sprüngen spürte ich jedoch mein Alter. Ich spürte vor allem meine alten Knie – das leidige Thema welches ich hier schon mehr als genug breit getreten habe. Deshalb lamentiere ich hier auch nicht länger herum. Ich schnappte mir einfach meinen „Alibi“-Foto und knipste die anderen beim Springen. Zur Kursnachbesprechung mit Apres-Getränk ging die ganze Truppe in die Lodge und der geplante Besuch des Auftritts des munteren lederhosigen „Voxx-Clubs“ am Ladies Day wurde kurzerhand gecancelt. Das fand vor allem ich sehr schade, da ich mich nach monatelangem Sträuben doch überzeugen lies und die fidelen Buben angeschaut hätte.
Sonntag, 15. März 2015:
Bei der ersten Übungseinheit war ich kurz davor mich zu übergeben. Nein, es lag nicht am exzessiven Apres des vorangegangen Abends. Wir waren zwar länger als sonst, aber alles war im Rahmen. Nein, es lag am eigenen Ehrgeiz das „buttern“ ordentlich zu lernen. Wir machten da weiter, wo wir vormittags zuvor aufgehört hatten. Wir drehten wieder und rollten und drehten und sprangen um letztendlich zu etwas zu kommen das buttern sein sollte. Und ich drehte mich eben so lange bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war und ich den gleichen Effekt erzielte, als hätte ich noch spätnachts warmen Caipi getrunken. Der Schwindel wich sofort der Konzentration, als wir auf die Boxen wechselten. Vor allem das weibliche Geschlecht hatte, z.T. geprägt durch schlechte Vorerfahrungen, erheblichen Respekt. Doch letztendlich sind alle über die Boxen gekommen und die Fortbildung wandelte sich in ein heiteres Parkbefahren, mit Sprüngen und Slides, Rolls und Wheelies. Für einen Motivationsschub sorgten auch die vielen Teilnehmer des Bohny Masters, die mit unglaublicher Leichtigkeit über die Obstacles schossen und uns beeindruckten. In dem Zusammenhang auch einen Glückwunsch an die beiden Locals Philipp Scherzinger und Luis Eckert, welche den zweiten und dritten Platz belegten.
Trotz aller oben genannten Ängste und Befürchtungen von uns „Alten“ hatten wir wieder zwei tolle Tage. Manchmal braucht man einfach wieder einen kleinen Schubs von aussen, um den eigenen Snowboardtrott und die selbstgesetzten Grenzen zu durchbrechen. Denn das macht ja Freestyle aus, aus einem Schema auszubrechen und etwas Neues zu entdecken. Und das war und ist doch eigentlich schon immer das Grundthema beim Snowboarden. Und bei alldem kam der Spass nicht zu kurz. Das frühlingshafte Wetter kam uns zwar entgegen und war kaum zu toppen, aber mit dieser Truppe unterwegs zu sein, wäre auch bei schlechterem Wetter nicht langweilig gewesen.