Nirgendwo schneit es soviel wie in den japanischen Bergen. Japow steht für den japanischen Powder, für Unmengen davon. Nach unserem Trip vor 2 Jahren (siehe Bergwahn in Japan und Chasing Powder in Niseko) war uns klar, wir müssen nochmal ins Land der aufgehenden Sonne um uns in eben jenem Japow auszutoben. Kein Wunder hatte sich unsere Reisegruppe auch gleich verdoppelt. Aus einer überschaubaren 4er Gruppe wurde eine ganze Fussballmannschaft. 6 Schwarzwälder (Inklusive zweier Exilanten) und 5 Kiwis. Dieses Mal war unser Ziel Honshu, die Hauptinsel und wir landeten in Tokio Narita. In Japan bietet es sich an, mit dem Zug zu reisen. Für Touristen gibt es den JR East Pass, quasi ein Regioticket für Japan an dem an 5 Tagen innerhalb von zwei Wochen beliebig viel Zug gefahren werden kann. Also flugs das Ticket gekauft und los ging es mit dem Narita Express ins Herz von Tokio zum Hauptbahnhof.
Mit unseren Boardbags durch das Gewussel des Bahnhofs zu ziehen stimmte uns dann schon auf die kommenden Treeruns ein.
Myoko
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen ging es weiter in die Olympiastadt Nagano. Beim Wechsel in die Bummelbahn machte sich eine gewisse Ernüchterung breit. Wir wussten ja, dass der Winter so spät wie noch nie in Japan begonnen hatte. Aber dass so gar kein Schnee in Nagano lag, erstaunte uns doch erstmal. Doch mit jedem der weiteren 30 Kilometer nahm die Schneedecke zu und das obwohl wir nur weitere 150 Höhenmeter machten. Als wir dann in unsere Lodge ankamen, konnten wir schon nicht mehr über den Strassenrand hinaus schauen. Und passenderweise fing es dann auch noch an zu schneien. Am kommenden Morgen ging es zur Akklimatisierung ins nahe gelegene Akakura Kanko, ein kleines aber ziemlich verpowdertes Gebiet. Perfekt um sich einzufahren und die Ausrüstung auf die Gegebenheiten einzustellen. Nach temporärer Gesichtsvergletscherung trug ich nach diesem Tag nur noch meine Sturmhaube. Unser zweiter Ausflug ging nach Lotte Arai. Das Gebiet betritt man durch die elegante Lobby eines grossen Hotels, die Talstation der Gondel mit euphorisierender Musik erinnert eher an den Europapark als an eine seriöse Wintersporteinrichtung. Und obwohl es deutlich weniger Lifte als in Akakura gab, war das Liftticket gleich mal doppelt so teuer. Das war es dann auch Wert. Die Hänge waren offener und weiter. Und wir fanden bis in den Nachmittag noch unverspurte Bereiche.
Unsere Unterkunft „The Base Camp Lodge“ war irgenwie eine Mischung aus Jugendherberge und Berghütte mit cooler Lounge fürs gediegene Apresgetränk , geführt von einem australischem Pärchen. Da die Lodge etwas abgelegener liegt, gab es jeden Tag einen Shuttle ins Gebiet. Wir wurden dann auch zu unserem nächsten Stop, Nozawa Onsen geshuttelt wo wir schließlich den Rest der Reisegruppe trafen.
Nozawa Onsen
Die Unterkunft in Nozawa hatte den wenig japanisch klingenden Namen Lodge Hahnenkamm. Aber bei einer Partnerstadt wie St.Anton am Arlberg sind gewisse alpine Einflüsse nicht verwunderlich. Andere Unterkünfte haben ähnlich deutschklingende Namen wie “ Schnee“, Tannenhof“, „St.Anton“, die steile Piste, die eigentlich dauernd für Renntraining gesperrt ist, heißt Kandahar. Sogar unser Wirt sprach deutsch, da er als Nationaltrainer der Alpinen viel in den deutschsprachigen Alpen unterwegs war. Nozawa ist trotz des deutschen Einflusses und der vielen Australiern dennoch ziemlich japanisch geblieben. Namensgebend sind die 13 Onsen die über alle Viertel der Stadt verteilt und kostenlos zugänglich sind. Das Skigebiet (und somit auch unsere Unterkunft) liegt etwas oberhalb von Nozawa und ist durch eine lange Rolltreppe erreichbar. Leider war die Rolltreppe abends geschlossen.
Powder!
In Nozawa hatten wir einen Nachmittag mit Sonnenschein um uns zu orientieren. Und dann begann es wieder zu schneien…
Essen
Vor zwei Jahren habe ich ja schon über das japanische Essen geschrieben. Was ich noch nicht hatte war ein Mittagssnack mit Stäbchen im Schnee. Als Digestif haben wir dieses Mal den Pflaumenwein, der eigentlich ein Aprikosenwein ist, für uns entdeckt.
Tokyo
Die Rückreise führte uns nochmal durch die 10 Millionenstadt Tokyo. Ich nutze die Chance und besuchte meinen alten Freund Peter. Er ermöglichte mir unglaubliche Ausblicke aus dem 33 Stock und zeigte mir nicht nur die Shibuya-Kreuzung, auf welcher bis zu 15000 Menschen gleichzeitig die Seiten wechseln, sondern auch die chilligen Winkel der Stadt. Unsere Bundeskanzlerin war zu gleichen Zeit in Tokyo, getroffen habe ich sich nicht, man ließ mich einfach nicht zum Kaiserpalast, wo sie Tenno Akihito traf.