Bergwahn

Geschichten aus dem Schwarzwald

Unzurechnungsfähig

Ich neige eher selten dazu mich selber zu beschimpfen. Oder gar irgenwelchen autoagressiven Handlungen zu fröhnen. Aber heute Morgen war ich kurz davor. Der Orkan pfiff schon um unser Haus, es goß in Strömen und ich fuhr wider besseren Wissens zu meiner persönlichen Saisoneröffnung auf den Feldberg.

Nachdem wir am Montag über Umwege unsere Saisonkarten in Altglashütten abgeholt hatten war meine Euphorie nach den Schneefällen der letzten Tage doch recht stark gestiegen und ich fieberte diesem Tag ungeduldig entgegen. Da können ein paar Regentropfen doch keinen lange gefassten Plan umwerfen, nämlich die ersten Schwünge zu ziehen. Bei der Auffahrt kamen mir auf der Strasse schon enorme Wassermassen entgegen, die Aquaplaninggefahr war deutlich höher als durch Glatteis von der Strasse zu schleudern. Oben wurde die Zuversicht nicht besser, etliche Fahnen waren kurz davor ihre Bindung zu den dazugehörenden Masten zu kündigen. Die Formen meiner Selbstbeschimpfung wurden dementsprechend vulgärer. Da sich außer mir und den trennungswilligen Fahnen nicht so viel auf dem Berg bewegte, war ich schon kurz davor unverrichteter Dinge wieder zurück ins Tal zu fahren. Im Sinne, keiner hat mich gesehen, keiner muss was davon erfahren. Doch ein Zucken der Bügel am Grafenmatt ließ mich doch in die Snowboardstiefel steigen. So kam ich immerhin in den Genuss, als Saisonerster am Grafenmatt und Zeiger zu fahren. Und als ich im Lift stand, hob sich auch meine Stimmung. Anstatt Regen kamen wieder Schneeflocken vom Himmel und es wurde immer sonniger. Die Pisten waren zwar weich und der Schnee dadurch auch recht langsam, aber ich war einige Abfahrten lang der einzige der seine Spuren zog. Nach den Schwarz-Roten, kamen die Blau-Gelben und dann auch noch die ganz Blauen auf die Piste. Mir waren das zu viele Einweisungen und ich beendete meine Saisoneröffnung.

Im Vorfeld zu dieser Saison gab es viele Diskussionen um um die Saisontickets. Die Preise wurden zum Teil massiv erhöht (Familienkarte/ Skilehrerkarte). Diese Karten sind diese Saison auch nur bis zum 15. Dezember erhältlich und nicht wie die letzten Jahre während der ganzen Saison. Und um es noch komplizierter machen, auch nur an der Liftkasse am Seebuck. Als wir jedoch letzten Montag zu den angegebenen Öffnungszeiten am Seebuck standen gab es trotzdem kein Ticket, die Rollläden waren unten. Nach telefonischer Rücksprache mit Frau K. bekamen wir immerhin die Möglichkeit das Ticket in Altglasshütten abzuholen. Andere hatten da weniger Glück. Alles in allem nicht wirklich kundenfreundlich, und das bei erhöhten Preisen. Ich habe jetzt von einigen gehört, die demtentsprechend verärgert waren und sich keine Jahreskarte gekauft haben. Ich habe mir diese Frage ebenfalls gestellt und war auch knapp davor die Jahreskarte zugunsten eines neuen Splitboards zu opfern. Aber wie man an dem heutigen Bericht schon sieht, bin ich bezüglich des Feldbergs einfach unzurechnungsfähig und nicht in der Lage eine rationale Entscheidung zu treffen. Was unter Umständen gar nicht so schlecht ist, sonst hätte es dieses Jahr kein Feldberg-Tagebuch mehr gegeben…

Saisonanfang am Zeller
die Blau-Gelben bei der Einweisung
zur Latte kam auch noch die Sonne dazu und Fahne hing immer noch

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