Nachdem es mir in jüngerer Vergangenheit an Zeit und Muse für literarische Schöpfungsakte gefehlt hat – und ich mich (durch die vielen Powderberichte aus dem Schwarzwald leicht resigniert) nicht durch die Verbreitung von Banalitäten aus meiner Wahlheimat unnötig hervortun wollte – ist nun der Punkt gekommen, den Laptop wieder in Betrieb zu nehmen. Sowohl Zeit, Muse als auch Powder sind in mein Leben zurückgekehrt. Zeit – in Form von 2 Wochen Sportferien, Muse – in Gestalt einer inspirierenden Tourenbegleitung – Punkt drei ist selbsterklärend.
Am Freitag stand eine kleine Tour mit wenig selbst zu erkämpfenden Höhenmetern aber vielen Abfahrtsmetern auf dem Wunschzettel. Die Wahl viel auf das Chörbschhorn (vom Strelapass aus angegangen). Seit die Schatzalpbahn in dieser Saison ihren Winterbetrieb wieder aufgenommen hat, lassen sich so rund 800Hm Aufstieg einsparen.
Die Bahn zählt nicht zu den Davos-Klosters-Mountains, so dass dort mein Saisonticket nicht gültig ist und die jahrelang geübten Abläufe und Automatismen nicht zur Anwendung gebracht werden konnten. Bereits die Anreise per Bus sowie das Passieren der Drehkreuze stellte uns vor mittelgrosse Schwierigkeiten. Diese sind aber kaum erwähnenswert im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.
Als echte Herausforderung für zwei dick bepackte Filigrantechniker mit halboffenen Schuhen und Bindungen stellte sich der Einstieg in den etwas knapp bemessenen Zweiersessel dar. Die Freude über den letztlich geglückten Einstieg währte nicht lange – zu schnell kam der unvermeidliche Ausstieg ins Blickfeld, was wiederum zu hektischer Betriebsamkeit führte. So harrten wir bereits 2 Liftpfosten vorher „gerüstet“ und nervös der Dinge, die da kommen sollten.
Geschmeidig und mit äusserster Eleganz wurde diese zweite Klippe gemeistert – offenbar aber nur in meiner Wahrnehmung – aussenstehende Personen (in Gestalt des Liftpersonals) sahen sich veranlasst ihre Behausung zu verlassen und mit einer Mischung aus Mitgefühl und unterschwelliger Schadenfreude zu postulieren: „Halten sie sich doch lieber an der Frau fest als am Sessel!“ Über derartige Aussprüche konnte ich mir aber nicht all zu lange den Kopf zerbrechen – schliesslich galt es die Konzentration für den noch folgenden Schlepper hoch zu halten.
Allen Widrigkeiten zum Trotz heil oben angekommen, begann der Aufstieg Richtung Chörbschhorn. Relativ bald liessen Wumm-Geräusche und sich rasch verschlechterndes Wetter Zweifel an der Machbarkeit der Tour aufkommen. Wir entschlossen uns zum Umkehren.
Der von Big G oft und gerne gebrauchte Ausspruch: „Sehen wird generell überbewertet – man muss es fühlen!“ konnte dann in der Abfahrt zur Anwendung gebracht werden. Nun bin ich ja bekanntermassen der visuelle Snowboard-Typ – aber auch andere hatten da so ihre Schwierigkeiten ;-)!
Zurück im Schatzalpgebiet durften wir auf Grund ein gross angelegten Charme-Offensive (der Begleitung sei dank) den Sessel nochmal kostenfrei benutzen, was uns zu einer weiteren Offpiste-Abfahrt mit anschliessendem „Ausrodeln“ auf der Schlittelbahn nach Davos verhalf.